Esther Ernst
auf Papier
an Wänden
am Bau
durch die Zeit
ausgestellt
Halali oder der weisse Neger wumbaba, 2010 < >
Diese Zeichnung verbindet schichtartig diverse Lesarten des traditionsreichen und ebenso romantisch-verkitschten wie abgründig besetzten Themas der Jagd. Neben Vergrösserungen von ballistischen Gelatinen, die zur Erprobung von Schusswaffeneinwirkungen verwendet werden, finden sich Landkarten ehemaliger Jagdgebiete, Grafiken zu Jagdkunde und Heile-Welt-Scherenschnittmotive. Feine Bleistiftminiaturen zeigen fantasievoll beschriebene Szenen aus alten Jägermärchen, die unweigerlich ins Schauerliche oder Moralisierende kippen, während naturkundliche Darstellungen aus Pilz-, Insekten- und Vogelbestimmungsbüchern der Zeichnung einen Rahmen geben.
"Der weisse Neger wumbaba" bezieht sich auf einen kindlichen Verhörer des Abendliedes "Der Mond ist aufgegangen" von Matthias Claudius in der Textzeile "Der weisse Nebel wunderbar". Das Missverständnis reisst eine riesige Kluft zwischen dem wunderschönen und friedlichen Abendlied und der noch immer unüberwundenen grausamen Kolonialgeschichte auf.